Der frühere Zentralbankchef übernimmt die Führung der Liberalen Partei und plant wirtschaftliche Reformen sowie eine entschlossene Haltung gegenüber den USA.
Wahlsieg und politische Ausrichtung
Mark Carney wurde mit 86 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden der Liberalen Partei Kanadas gewählt und übernimmt damit das Amt des Premierministers. Er setzte sich klar gegen die frühere Finanzministerin Chrystia Freeland durch. Der 59-Jährige folgt auf Justin Trudeau, der im Januar seinen Rücktritt ankündigte.
In seiner ersten Rede stellte Carney klar, dass er Donald Trumps Politik mit Nachdruck entgegentreten werde. “Kanada wird niemals ein Teil der USA”, erklärte er. Die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern sind angespannt, insbesondere nach der Einführung neuer US-Zölle auf kanadische Waren.
Wirtschaftspläne und Handelsstrategie
Carney plant umfassende wirtschaftliche Reformen. Er setzt auf Steuererleichterungen für die Mittelschicht, Bürokratieabbau und verstärkte Förderung von Innovationen. Zudem will er Kanadas Abhängigkeit vom Handel mit den USA verringern, indem er engere Partnerschaften mit Europa und Asien aufbaut.
Laut einer Umfrage von „CTV News“ halten 40 Prozent der Kanadier ihn für den besten Kandidaten, um mit Trump zu verhandeln – deutlich vor dem konservativen Oppositionsführer Pierre Poilievre mit 26 Prozent. Carney gilt als erfahrener Krisenmanager: Während der Finanzkrise leitete er Kanadas Zentralbank, später war er Notenbankchef in Großbritannien während des Brexits und zuletzt UN-Sondergesandter für Klimafinanzierung.
Regierungswechsel und mögliche Neuwahlen
In den kommenden Tagen wird Carney mit Trudeau die Übergabe der Regierungsgeschäfte abstimmen. Das Parlament in Ottawa tritt am 24. März wieder zusammen, wo die Opposition ein Misstrauensvotum plant, das Neuwahlen auslösen könnte.
Carney könnte jedoch auch selbst frühzeitig Neuwahlen ansetzen. Da die Liberalen in den Umfragen zuletzt zulegen konnten, könnte ein früher Wahltermin strategisch vorteilhaft sein. Sollte es dazu kommen, wird Carney als Spitzenkandidat antreten, um seine Regierung direkt durch die Wähler legitimieren zu lassen.