Rassismus nach Magdeburg-Anschlag: Der Autoanschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat die Feindseligkeit gegenüber Migranten massiv verschärft. Migrantenorganisationen schlagen Alarm, da rassistische Übergriffe rapide zunehmen.
Der Täter, ein saudi-arabischer Arzt, lebte seit 2006 in Deutschland. Mit seinem Fahrzeug tötete er fünf Frauen und ein Kind, über 200 weitere Menschen wurden verletzt.
Laut den Behörden entspricht der Verdächtige nicht dem typischen Profil extremistischer Täter. Dennoch hat das Ereignis fremdenfeindliche Rhetorik verstärkt und zu Protesten geführt.
Zunahme rassistischer Gewalt nach rechtsextremen Protesten – Rassismus nach Magdeburg-Anschlag
Unmittelbar nach dem Anschlag riefen rechte Gruppen zu Demonstrationen in Magdeburg auf. In den folgenden Wochen stieg die Zahl der rassistischen Angriffe erheblich.
Der Deutsch-Syrische Kulturverein dokumentiert eine 70-prozentige Zunahme der Gewalt gegen Migranten. „Wir erleben eine nie dagewesene Eskalation des Hasses“, sagte Saeeid Saeeid, der seit sieben Jahren in Deutschland lebt.
„Rassismus war schon immer ein Problem, aber jetzt wird er offener ausgelebt“, ergänzte er.
Ketevan Asatiani-Hermann, die neue Vorsitzende des Beirats für Integration und Migration, kritisierte, dass viele Opfer von Behörden und Politik allein gelassen würden.
„Die Menschen hatten schon vorher Vorurteile, aber jetzt trauen sie sich, sie offen auszusprechen“, sagte Asatiani-Hermann, die 2011 aus Georgien nach Magdeburg kam.
Sie äußerte Bedenken, dass Polizei und Behörden nicht entschlossen genug gegen rassistische Übergriffe vorgehen. Viele Migranten befürchten zudem, dass eine Anzeige negative Auswirkungen auf ihren Aufenthaltsstatus haben könnte.
Rechtspopulismus verändert den politischen Diskurs
Magdeburg gilt als eine der Hochburgen der AfD, die in den Umfragen bundesweit bei 20 % liegt.
Obwohl die AfD derzeit keine Regierung stellt, beeinflusst ihr wachsender Rückhalt die politische Debatte erheblich.
Asatiani-Hermann warnte, dass ein Wahlerfolg der AfD die gesellschaftliche Spaltung verstärken und die Situation für Migranten weiter verschärfen könnte.
Bürgermeisterin Simone Borris rief zu Solidarität und Zusammenhalt auf. „Unsere Stadt darf nicht von Hass und Spaltung geprägt sein“, erklärte sie.
Saeeid forderte die Stadt auf, klare Maßnahmen gegen rassistische Übergriffe zu ergreifen.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Magdeburg in eine Stadt des Hasses verwandelt wird“, sagte er.