Eine neue Bühne für kulturelle Werte
Wiederbelebung Intervision Song Contest: Russland plant die Wiederbelebung des Intervision Song Contests, eines Musikfestivals aus der Sowjet-Ära, das zuletzt vor mehr als 40 Jahren stattfand. Präsident Wladimir Putin hat diesen Schritt angeordnet, um eine direkte Alternative zum Eurovision Song Contest zu schaffen. Das Event soll noch in diesem Jahr in Moskau stattfinden.
Nachdem Russland 2022 nach der Invasion in der Ukraine von der Eurovision ausgeschlossen wurde, will das Land nun eine eigene globale Musikveranstaltung etablieren. Putin betont, dass Intervision der „Förderung internationaler kultureller und humanitärer Zusammenarbeit“ dienen soll. Im Gegensatz zur Eurovision, die Vielfalt und LGBTQ+-Inklusion zelebriert, wird Intervision „traditionelle, spirituelle und familiäre Werte“ betonen. Die russische Senatorin Liliya Gumerova erklärte, dass der Wettbewerb sich auf „authentische Musik“ konzentrieren und „äußere Einflüsse, die den kulturellen Traditionen widersprechen“, zurückweisen werde.
Die Geschichte und Wiederbelebung von Intervision
Intervision wurde in der Sowjetzeit unter Leonid Breschnew ins Leben gerufen und fand von 1965 bis 1968 in der Tschechoslowakei sowie von 1977 bis 1980 in Sopot, Polen, als Ersatz für das Sopot International Song Festival statt. Ähnlich wie bei der Eurovision traten Künstler aus Ostblock-Staaten gegeneinander an, wobei eine Jury den Sieger bestimmte. Trotz der politischen Prägung nahmen gelegentlich auch westliche Länder wie die Niederlande und Spanien teil. Finnland gewann den letzten Intervision-Wettbewerb im Jahr 1980. Aufgrund politischer Unruhen und der aufkommenden Solidarność-Bewegung in Polen wurde der Wettbewerb 1981 eingestellt.
Teilnehmer und Zukunftsperspektiven
Laut russischen Offiziellen haben fast 20 Länder Interesse an der Teilnahme am neuen Intervision Song Contest bekundet, darunter BRICS- und GUS-Staaten wie China, Indien und Brasilien – Länder, die keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Ob Nordkorea, das bereits am eigenen Asiavision Song Contest teilnimmt, vertreten sein wird, bleibt unklar.
Putin hatte bereits 2014 versucht, Intervision wiederzubeleben, nachdem der österreichische Drag-Performer Conchita Wurst die Eurovision gewonnen hatte. Russische Offizielle kritisierten den Sieg als Zeichen des „moralischen Verfalls“ des Wettbewerbs. Damals gab es Pläne, Intervision in Sotschi abzuhalten, doch diese wurden nicht umgesetzt. Nun, mehr als vier Jahrzehnte nach der letzten Ausgabe, soll Intervision endgültig zurückkehren, mit Moskau als Austragungsort im kommenden Herbst.