Gespräche über eine strategische Partnerschaft
Honda und Nissan haben erste Gespräche über eine mögliche Fusion geführt. Ziel ist, im Wettbewerb mit Elektrofahrzeug-Herstellern, insbesondere in China, besser bestehen zu können. Bereits im März einigten sich die beiden japanischen Automobilhersteller darauf, eine strategische Partnerschaft im Bereich der Elektrofahrzeuge (EV) zu erkunden.
In einer gemeinsamen Erklärung gegenüber der BBC erklärten die Unternehmen: „Wie im März dieses Jahres angekündigt, prüfen Honda und Nissan verschiedene Möglichkeiten der zukünftigen Zusammenarbeit, um die jeweiligen Stärken zu nutzen.“
Die Gespräche befinden sich offenbar in einer frühen Phase, und eine Einigung ist keineswegs garantiert. Das erste Mal berichtete die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei über die potenzielle Fusion. Beide Unternehmen haben die Meldung nicht dementiert, betonten aber, dass es sich nicht um eine offiziell angekündigte Information handelt.
Ein Sprecher der beiden Unternehmen erklärte: „Sollte es Neuigkeiten geben, werden wir unsere Stakeholder zum geeigneten Zeitpunkt informieren.“
Wettbewerb und Marktumfeld
Viele Automarken stehen derzeit unter Druck, da die Branche zunehmend von Verbrennungsmotoren auf Elektroantriebe umstellt. In China boomt die Produktion von Elektrofahrzeugen, was den Wettbewerb weiter verschärft. Nissan und Honda verlieren in diesem Markt Anteile, obwohl China 70 % der weltweiten Verkäufe von Elektroautos im November ausmachte.
Nissan-Aktien stiegen am Mittwoch in Tokio um mehr als 23 %, während Honda-Aktien um etwa 3 % fielen. Die Aktien von Mitsubishi stiegen um fast 20 %. Dies nährt Spekulationen, dass Mitsubishi möglicherweise Teil einer umfassenderen Partnerschaft mit Honda und Nissan werden könnte. Nissan ist der größte Anteilseigner von Mitsubishi.
Nissan äußerte sich nicht zu einem Bericht von Bloomberg, wonach der taiwanesische Elektronikriese Foxconn Interesse an einem Mehrheitsanteil an Nissan gezeigt habe. Foxconn reagierte nicht sofort auf eine Anfrage der BBC.
Eine mögliche Fusion zwischen Japans zweit- und drittgrößtem Automobilhersteller könnte jedoch auf politische Widerstände in Japan stoßen. Eine solche Fusion könnte möglicherweise zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten führen. Nissan müsste zudem seine Allianz mit dem französischen Fahrzeughersteller Renault neu bewerten.
Im August vertieften Honda und Nissan ihre Zusammenarbeit. Die Unternehmen kündigten an, künftig auch bei Batterien und anderen Technologien zusammenzuarbeiten. Eine weitere Vereinbarung mit Mitsubishi Motors sieht die Zusammenarbeit bei Themen wie Elektrifizierung und intelligenter Fahrzeugtechnik vor.
Ein Analyst von Edmunds, Jessica Caldwell, kommentierte: „Die Vorstellung, dass einige dieser kleineren Akteure allein überleben und gedeihen können, wird immer schwieriger. Dies gilt besonders, wenn man die zusätzliche Konkurrenz durch chinesische Hersteller betrachtet, die stark am Markt auftreten.“
Jesper Koll von der japanischen Handelsplattform Monex Group äußerte Zweifel an der Effektivität einer möglichen Fusion: „Ist das nicht einfach nur das Umstellen der Liegestühle auf der Titanic? Weder Honda noch Nissan verfügen über Produkte oder Technologien, die die globalen Verbraucher wirklich wollen.“
Beide Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich gegenüber neuen Konkurrenten wie dem chinesischen EV-Giganten BYD zu behaupten, dessen Quartalsumsätze im Oktober zum ersten Mal die von Tesla übertrafen. Trotz eines gemeinsamen weltweiten Absatzes von 7,4 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2023 kämpfen Honda und Nissan mit der wachsenden Konkurrenz.
Experten vermuten, dass eine Zusammenarbeit notwendig sein könnte, nicht nur um zu überleben, sondern auch, um die enormen Kosten der Zukunftstechnologien zu schultern.