Sprengsatz in E-Scooter kostet hochrangigem Militärchef das Leben
Generaloberst Igor Kirillow, Leiter der russischen Einheit für chemische und biologische Verteidigung, ist bei einer Explosion in Moskau ums Leben gekommen. Ein versteckter Sprengsatz, der in einem elektrischen Scooter platziert war, detonierte, als Kirillow und sein Stellvertreter ein Wohnhaus im Südosten der Stadt verließen. Beide starben noch am Tatort.
Dashcam-Aufnahmen zeigten den Moment der Explosion. Sekunden nach dem Verlassen des Gebäudes erschütterte der heftige Knall die Umgebung und zerschmetterte Fensterscheiben. Ermittler bestätigten, dass die Bombe ferngesteuert gezündet wurde.
Die ukrainische Sicherheitsbehörde SBU übernahm die Verantwortung für den Angriff. Ein Sprecher erklärte, Kirillow sei für mutmaßliche Kriegsverbrechen gegen ukrainische Soldaten ins Visier geraten. Der Anschlag erfolgte nur einen Tag nach der Veröffentlichung eines ukrainischen Haftbefehls gegen ihn.
Kirillows umstrittene Rolle in Russlands Militär
Igor Kirillow stand seit 2017 an der Spitze der russischen Truppen für radiologische, chemische und biologische Verteidigung (RKhBZ). Diese Einheit ist für Einsätze unter gefährlichen Bedingungen, wie chemischen Angriffen, spezialisiert. Der Westen beschuldigte Kirillow, den Einsatz verbotener Chemikalien wie Chlorpikrin gegen ukrainische Truppen zu koordinieren.
Im Oktober verhängte Großbritannien Sanktionen gegen Kirillow wegen „barbarischer Angriffe“ mit chemischen Waffen. Der General war zudem ein bekannter Sprecher des Kremls und verbreitete häufig Falschinformationen. Er behauptete, die Ukraine entwickle chemische Waffen und sogenannte „schmutzige Bomben“. In einer besonders umstrittenen Aussage beschuldigte er die Ukraine, Drohnen einsetzen zu wollen, um mit infizierten Moskitos Malaria zu verbreiten.
Kirillow war auch an Russlands Verteidigung in internationalen Vergiftungsskandalen beteiligt. Er versuchte, die britischen Ermittlungen zur Vergiftung von Sergej Skripal 2018 zu untergraben, und beschuldigte westliche Regierungen der Täuschung.
Russland verspricht Vergeltung und verschärft Sicherheitsmaßnahmen
Die russischen Behörden haben sofort Ermittlungen eingeleitet. Sie prüfen, wie Kirillows Bewegungen verfolgt wurden, wie der Sprengsatz platziert wurde und wer für die Fernzündung verantwortlich ist.
Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates, versprach harte Vergeltung. „Die Verantwortlichen, einschließlich der ukrainischen Führung, werden für diesen Angriff zur Rechenschaft gezogen“, erklärte er.
Kirillows Tod ist der jüngste in einer Reihe gezielter Angriffe auf prominente russische Militär- und Regierungsvertreter. Erst letzte Woche erklärte der ukrainische Geheimdienst, den russischen Raketenspezialisten Michail Schazki in der Nähe von Moskau getötet zu haben. Frühere Anschläge zielten auf hochrangige GRU-Offiziere und Marinekommandanten in Russland und auf der Krim.
Ein Weckruf für Russlands Führung
Der Tod Kirillows stellt einen bedeutenden Schlag für die russische Militärführung dar. Sein hoher Rang und seine Sichtbarkeit machen diesen Anschlag zu einem der schwerwiegendsten seit Beginn des Konflikts.
Ein ehemaliger russischer Verteidigungsexperte nannte den Vorfall „einen alarmierenden Weckruf“ für das Verteidigungsministerium. „Dies wird als schwerwiegendes Sicherheitsversagen betrachtet“, sagte der Experte. Höhere Militärführer dürften nun verstärkten Schutz und ständige Überwachung durch Eliteeinheiten erhalten.
Obwohl Wladimir Putin kürzlich erklärte, dass der Krieg in der Ukraine „einen Wendepunkt“ erreicht habe, zeigt dieser Angriff die anhaltende Verwundbarkeit Russlands. Für die Ukraine ist der Anschlag ein symbolischer und strategischer Erfolg, der die russische Führung weiter unter Druck setzt.