Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat mit der feierlichen Wiedereröffnung der Kathedrale Notre Dame einen symbolischen Sieg errungen. Die Veranstaltung war ein Beispiel für seinen geschickten Einsatz von Kulturdiplomatie, bei dem sich politische Strategie und sakrale Tradition vermischen. Macron nutzte die Gelegenheit, um die entscheidenden Gespräche zwischen dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyy und dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zu führen, und stellte damit andere europäische Staats- und Regierungschefs in den Schatten.
Die Wiedereröffnung folgte auf eine turbulente Woche für Macron. Der Zusammenbruch der Regierung hat Frankreich politisch ins Trudeln gebracht, und die Rufe nach seinem Rücktritt wurden lauter. Trotzdem erklärte Macron, er wolle die verbleibenden 30 Monate seiner Amtszeit zu Ende führen. Der Zeitpunkt des Abschlusses eines neuen EU-Handelsabkommens mit den Mercosur-Ländern, das Macron ablehnt, unterstrich den schwindenden Einfluss Frankreichs innerhalb des Blocks. Selbst das stürmische Wetter zwang dazu, ein geplantes Konzert vor Notre Dame zu verschieben.
Eine diplomatische Meisterleistung
Macron nutzte die Gunst der Stunde und veranstaltete vor der Zeremonie ein trilaterales Treffen mit Trump und Zelensky im Elysée-Palast. Fotos von Macron, wie er Trump im französischen Präsidentenpalast mit einer Ehrengarde herzlich empfängt, beherrschten die Schlagzeilen. Trump, obwohl noch nicht im Amt, nutzte die Gelegenheit, um seine globale Präsenz zu stärken. Für Zelensky bot das Treffen eine wichtige Plattform inmitten von Befürchtungen über Trumps Behauptungen, er könne den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden und damit Russland möglicherweise Zugeständnisse machen. Im Anschluss dankte Zelensky Trump für seine „unerschütterliche Entschlossenheit“ und bezeichnete die Gespräche als „gut und produktiv“.
Dieses Treffen machte Macron zu einer zentralen Figur bei der Gestaltung der Beziehungen zu einer zweiten Trump-Regierung. Trumps Auftritt in Begleitung von Elon Musk, dem von ihm ausgewählten Leiter des neu geschaffenen „Department of Government Efficiency“, war seine erste Auslandsreise seit seinem Wahlsieg. 50 weitere Staats- und Regierungschefs aus aller Welt waren anwesend, viele von ihnen schickten feierliche Vertreter. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz war nicht anwesend, so dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Land vertrat. Die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, war anwesend, während Ursula von der Leyen von den Mercosur-Verhandlungen zurückkehrte.
Macrons Position im Zentrum des diplomatischen Rampenlichts war unbestreitbar. Trump saß während der Zeremonie in der Kathedrale zwischen dem französischen Präsidenten und der First Lady Brigitte Macron. Der Zeitpunkt der Veranstaltung fiel mit dem Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien zusammen, was die globale Bedeutung der Gespräche noch verstärkte.
Notre Dame: Ein Symbol der Macht und des Erbes
Macron beschwor meisterhaft die historische Rolle von Notre Dame als Ort, an dem Religion und politische Macht zusammenfließen. Er bezeichnete die Kathedrale, in der sich Napoleon zum Kaiser krönte, als eine „Metapher für das Leben der Nation“. Die Veranstaltung ermöglichte es Macron, ein Bild der Führung inmitten nationaler und internationaler Herausforderungen zu vermitteln.
Während die Bildung einer neuen Regierung und die Bewältigung der wirtschaftlichen Probleme Frankreichs nach wie vor schwierige Aufgaben sind, festigte die Wiedereröffnung von Notre Dame Macrons Image als Staatsmann. Die Zeremonie war eine Mischung aus Tradition, Diplomatie und Widerstandsfähigkeit und gilt als einer der wichtigsten Momente seiner Präsidentschaft.