Fed-Fund-Futures deuteten am Freitagmittag auf eine 90%ige Wahrscheinlichkeit hin, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte senkt, so CME FedWatch. Ein Inflationsbericht in der kommenden Woche könnte die Stärke der Rekordrallye der US-Aktien auf die Probe stellen. Zudem liefert er entscheidende Daten für mögliche Zinssenkungspläne der Federal Reserve.
Der S&P 500 steuerte am Freitag auf den dritten Wochengewinn in Folge zu. Damit liegt der Zuwachs seit Jahresbeginn bei über 27%. Die optimistische Stimmung am Aktienmarkt wird durch Erwartungen weiterer Zinssenkungen gestützt, während die Wirtschaft robust bleibt. Dieses Szenario führte in der Vergangenheit häufig zu starken Kursgewinnen. Der Arbeitsmarktbericht vom Freitag zeigte ein stärkeres Jobwachstum als erwartet, was diese Annahmen untermauert. Doch es gibt keine Hinweise auf einen erheblichen Wandel am Arbeitsmarkt, der die Fed von ihrem aktuellen Kurs abbringen könnte.
Inflationsbericht als Stolperstein?
Am Mittwoch könnten jedoch die Verbraucherpreisdaten das positive Bild trüben, falls die Inflationserwartungen übertroffen werden. Höhere Inflationszahlen könnten Druck auf den überhitzten Aktienmarkt ausüben. „Kommt ein heißer Inflationsbericht, wird das der Börse schwerfallen,“ sagte Matthew Miskin, Co-Chief Investment Strategist bei John Hancock Investment Management. Dies könnte zu Unsicherheit vor dem Fed-Treffen führen.
Nach dem starken November-Arbeitsmarktbericht stieg die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung. Zwar wurden 227.000 neue Jobs geschaffen, doch die Arbeitslosenquote stieg leicht auf 4,2%. Laut Molly McGown, US-Zinsstrategin bei TD Securities, benötigt es nun einen deutlich höheren Verbraucherpreisindex, um eine Zinspause bei der nächsten Sitzung zu rechtfertigen. Reuters-Daten erwarten einen Anstieg des Verbraucherpreisindexes um 2,7% im Jahresvergleich bis November.
Sollten die Inflationszahlen höher als prognostiziert ausfallen, könnte die Fed dennoch eine „hawkische Zinssenkung“ vornehmen. Dies würde die Erwartungen weiterer Reduzierungen im Jahr 2025 dämpfen, so Miskin. Die mögliche Wiederbelebung der Inflation steht auch wegen Donald Trumps Plänen zur Erhöhung von Importzöllen im Fokus, die als inflationär gelten. TD Securities rechnet damit, dass die Fed ihre Zinssenkungen Anfang nächsten Jahres pausiert. Dies gäbe ihr Zeit, Trumps fiskalische Maßnahmen nach Amtsantritt zu bewerten.
„Fed-Chef Jerome Powell erklärte, die Fed werde die Politik erst nach Bekanntwerden der genauen Maßnahmen in ihre Entscheidungen einbeziehen,“ sagte McGown.
Aktienbewertung sorgt für Besorgnis
Unterdessen klettern die Aktienkurse weiter, was manche als übertrieben optimistisch bewerten. Der S&P 500 notierte bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22,6, dem höchsten Stand seit über drei Jahren, so LSEG Datastream. Yardeni Research wies auf Warnsignale hin, darunter den steigenden Optimismus unter Investmentberatern und den verstärkten Kauf von US-Aktien durch ausländische Investoren.
„Kontraindikatoren werden bärisch,“ schrieb Yardeni in einer Mitteilung am Donnerstag. Dennoch sehen einige Anleger solide Aussichten für Aktien bis Jahresende, eine traditionell starke Phase für die Börse.