Die russische Polizei hat am Samstag eine Razzia in mehreren Bars und Nachtclubs in Moskau durchgeführt und dabei auch Lokale im Zusammenhang mit der LGBTQ+-Gemeinschaft ins Visier genommen. Nach Berichten staatlicher Medien beschlagnahmten die Beamten Smartphones, Laptops und Videokameras und überprüften die Ausweise der Gäste.
Die Razzien fielen mit dem einjährigen Jahrestag der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Russlands zusammen, die „LGBTQ+-Bewegung“ als „extremistische Organisation“ zu verbieten. Diese Entscheidung, die Teil eines umfassenderen Vorgehens ist, spiegelt den Vorstoß von Präsident Wladimir Putin für „traditionelle Familienwerte“ wider.
Aufnahmen in den sozialen Medien zeigten, wie Partygäste im Moskauer Nachtclub Arma während der Razzia aufgefordert wurden, sich auf den Boden zu legen. Auch die Mono-Bar war Ziel der Razzia, deren Management später auf Telegram postete: „Wir leben in solchen Zeiten, aber das Leben muss weitergehen.“
Weitergehende Anti-LGBTQ+-Maßnahmen verschärfen sich
Die Polizei nahm auch den Leiter der Reiseagentur „Men Travel“ aufgrund von Anti-LGBTQ+-Gesetzen fest. Die Behörden beschuldigten den 48-Jährigen, eine Reise für Personen zu planen, die „nicht-traditionelle sexuelle Werte“ unterstützen.
Aktivisten warnen davor, dass die Einstufung der LGBTQ+-Bewegung als „extremistisch“ den Behörden weitreichende Befugnisse einräumt, um Einzelpersonen oder Gruppen ins Visier zu nehmen, obwohl sie nicht offiziell organisiert ist.
Jüngste Gesetze haben den Druck auf diejenigen erhöht, die als Gegner traditioneller Werte gelten. Am 23. November unterzeichnete Putin ein Gesetz, das russische Kinderadoptionen durch Bürger aus Ländern verbietet, in denen eine geschlechtsangleichende Betreuung legal ist. Ein weiteres Gesetz verbietet Materialien, die Menschen davon abhalten, Kinder zu bekommen.
Die Razzien und gesetzgeberischen Maßnahmen unterstreichen das verschärfte Vorgehen des Kremls gegen LGBTQ+-Rechte und abweichende soziale Ansichten.