Das libanesische Gesundheitssystem steht vor enormen Herausforderungen, da Menschen in ihre vom Krieg zerstörten Heimatgebiete zurückkehren und eine fragile Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah anhält. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer sich verschärfenden Gesundheitskrise, wenn nicht schnell Maßnahmen ergriffen werden.
Der Konflikt, der sich im Oktober 2023 nach Raketenangriffen der Hisbollah auf Israel verschärfte, hat über 1,2 Millionen Menschen im Libanon vertrieben. Israelische Luftangriffe und Bodenoffensiven haben verheerende Schäden an der Infrastruktur hinterlassen, einschließlich zahlreicher Krankenhäuser. Obwohl eine temporäre Waffenruhe seit Mittwochmorgen in Kraft ist, bleibt ihre Zukunft ungewiss, nachdem Israel am Donnerstag Verstöße durch die Hisbollah gemeldet hat.
Laut WHO-Daten wurden seit Beginn der Kämpfe 158 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und -personal im Libanon verzeichnet, bei denen 241 Menschen getötet und fast 300 verletzt wurden. Insgesamt wurden mehr als 3.760 Menschen im Libanon Opfer des Konflikts.
Nahezu 10 % der Krankenhäuser im Libanon wurden beschädigt, und viele werden Monate für Reparaturen benötigen, bevor sie wieder voll funktionsfähig sind. WHO-Vertreter arbeiten derzeit mit dem libanesischen Gesundheitsministerium daran, den Schaden zu bewerten und Krankenhäuser zu priorisieren, die mit geringem Aufwand wiedereröffnet werden können. Vier Krankenhäuser in Beirut und Umgebung könnten in den nächsten Wochen wieder in Betrieb genommen werden, vorausgesetzt, die Waffenruhe hält.
„Einige Krankenhäuser haben erhebliche Schäden, die weder in 60 Tagen noch in sechs Monaten behoben werden können,“ erklärte Dr. Abdinasir Abubakar, kommissarischer WHO-Vertreter für den Libanon. Mobile Kliniken sollen als Notlösung dienen, um die medizinische Versorgung der Rückkehrer sicherzustellen.
Gleichzeitig appelliert die WHO an die internationale Gemeinschaft, eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen, auch im Gazastreifen, wo mehr als 44.000 Palästinenser im 14-monatigen Konflikt ums Leben kamen. Die humanitäre Krise verschärft sich durch blockierte Hilfslieferungen, Treibstoffknappheit und den bevorstehenden Winter.
„Die ultimative Lösung ist nicht Hilfe, sondern Frieden“, betonte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Frieden sei unerlässlich, um die Gesundheitssysteme wieder aufzubauen und das Leben der betroffenen Bevölkerung zu sichern.