Die russische Währung, der Rubel, befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Seit Dienstag vergangener Woche ist der Wechselkurs auf über 105 Rubel pro Dollar gefallen, der niedrigste Wert seit dem Frühjahr 2022. Diese Entwicklung zeigt die anhaltenden wirtschaftlichen Belastungen Russlands, das seit Beginn des Krieges in der Ukraine mit internationalen Sanktionen und einem Rückgang seiner Energieexporte kämpft.
Wirtschaftliche Folgen des Rubelverfalls
Russlands Zentralbank hatte ursprünglich einen stabilen Kurs von 80 bis 90 Rubel pro Dollar als akzeptabel eingestuft. Doch der Rubel hat in den letzten Monaten dramatisch an Wert verloren und gehört nun zu den schwächsten Währungen weltweit. Gegenüber dem US-Dollar ist der Rubel seit Jahresbeginn um 17 % gefallen, während er zum Euro und zum chinesischen Yuan ebenfalls zweistellige Verluste verzeichnet hat. Dies trifft die russische Wirtschaft besonders hart, da China ein zentraler Handelspartner ist.
Die Inflation steigt unterdessen weiter an. Im Oktober 2024 erreichte sie 8,5 %, mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der russischen Zentralbank. Importierte Waren, darunter Lebensmittel und technologische Güter, werden durch den schwachen Rubel erheblich teurer. Verbraucher sehen sich mit Preisanstiegen bei Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln (+64 %), Butter und Brot konfrontiert.
Herausforderungen durch hohe Zinssätze
Um den Rubel zu stabilisieren, hat die Zentralbank den Leitzins auf 21 % angehoben. Dies soll Kapitalabflüsse begrenzen und die Währung stützen, belastet jedoch die gesamte Wirtschaft. Unternehmen, insbesondere aus der Rüstungsindustrie, beklagen, dass die hohen Zinsen ihre Rentabilität gefährden. Sergei Tschemesow, CEO von Rostec, wies darauf hin, dass diese Maßnahmen die Gewinne vieler Betriebe „auffressen“ und teure Kredite deren Wachstum blockieren.
Gründe für den Rubelverfall
Die Einnahmen aus Energieexporten – traditionell eine zentrale Stütze der russischen Wirtschaft – sind durch Sanktionen stark zurückgegangen. Neue US-Sanktionen gegen die Gazprombank, die zentrale Zahlungsabwicklungen für russisches Gas und Öl durchführt, verschärfen die Situation. Zudem bleiben die letzten wichtigen Gaskunden in Europa, darunter Ungarn und die Slowakei, von den Auswirkungen nicht verschont.
Vergleich zur westlichen Wirtschaft
Während die russische Wirtschaft unter hohen Inflationsraten und einer schwachen Währung leidet, hat die Eurozone ihre wirtschaftliche Lage stabilisieren können. Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte die Zinsen frühzeitig, wodurch die Inflation von Höchstständen bei 8,8 % in Deutschland wieder näher an das Ziel von 2 % gebracht wurde. In Russland hingegen bleiben die finanziellen und wirtschaftlichen Belastungen hoch.
Sanktionen und ihre Auswirkungen auf den Krieg
Die neuen US-Sanktionen gegen die Gazprombank zielen darauf ab, die Finanzierung des russischen Krieges gegen die Ukraine zu erschweren. Sie blockieren den Zugang zu militärischen Importen und belasten die Zahlungsfähigkeit der russischen Armee. Diese Maßnahmen könnten Putins Fähigkeit, den Krieg langfristig zu finanzieren, erheblich einschränken.
Fazit: Russland unter doppeltem Druck
Die Kombination aus einem dramatisch fallenden Rubel, steigender Inflation und den Folgen internationaler Sanktionen stellt Russland vor erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen. Diese Faktoren untergraben nicht nur die Stabilität der russischen Wirtschaft, sondern auch die finanzielle Grundlage für Putins Kriegsführung. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, ob und wie Russland diese Krise bewältigen kann.