Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine wichtige Überarbeitung der russischen Nukleardoktrin unterzeichnet, mit der die Szenarien erweitert werden, in denen das Land den Einsatz von Atomwaffen in Betracht ziehen könnte. Dieser Schritt wird weithin als Reaktion auf den eskalierenden Konflikt in der Ukraine angesehen, insbesondere nachdem die Vereinigten Staaten Kiew ermächtigt haben, Waffen aus amerikanischer Produktion für Langstreckenangriffe auf russisches Hoheitsgebiet einzusetzen.
Nach der aktualisierten Doktrin wird Russland Angriffe von Nicht-Nuklearstaaten – sofern sie von nuklear bewaffneten Verbündeten unterstützt werden – gleichwertig mit Angriffen von Nuklearmächten behandeln. Diese Änderung spiegelt die Situation in der Ukraine wider, die von westlichen Staaten wie den USA und Großbritannien mit Waffen und Geheimdienstinformationen unterstützt wird. Die Ankündigung folgt auf monatelange Überlegungen und erfolgt inmitten erhöhter Spannungen wegen der Lieferung moderner westlicher Raketen an die Ukraine.
Bisher beschränkte die russische Nuklearpolitik potenzielle Nuklearschläge auf Szenarien, bei denen es um ankommende ballistische Raketen oder Angriffe auf seine nukleare Infrastruktur ging. Die überarbeitete Politik umfasst nun auch Bedrohungen durch verschiedene fortschrittliche Waffensysteme wie Drohnen, Hyperschallwaffen und taktische Flugzeuge, die in russisches Hoheitsgebiet eindringen.
Der Zeitpunkt der Ankündigung fiel mit dem jüngsten Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy mit US-Präsident Joe Biden zusammen, bei dem sie über die Ausweitung der ukrainischen Angriffsmöglichkeiten mit ATACMS-Raketen sprachen. Analysten, darunter Alexander Gabuev vom Carnegie Russia Eurasia Center, interpretieren die Änderung als strategischen Versuch Moskaus, die NATO davon abzuhalten sich auszubreiten.